Das Geschehen selbst könnte den Plot für einen Film abgeben. Dass es das könnte, zeigt, wie gestört mittlerweile das Verhältnis zwischen medialer Welt und der Wirklichkeit geworden ist. Auch wenn man mir Humorlosigkeit vorwerfen wird, einen Spielfilm, in dem Planung und Durchführung eines Mordanschlags auf einen realen Diktator den Hauptstrang der Handlung darstellt, kann ich nicht als Komödie ansehen. Und das nicht nur, weil nach meinen Wertvorstellungen, die ich für humanistisch und abendländisch halte, einen Menschen zu töten, niemals Inhalt eines Lustspiels sein kann. Wer ein solches Projekt auf den Weg bringt, muss doch auch an die Auswirkungen denken, deren konkrete Ausprägung man bei so einem so unberechenbaren und totalitären Regime, wie es Nordkorea nun mal ist, nur schwer voraussagen kann.
Man muss sich fragen, welche Motivation und welche Ziele die Macher des Filmes eigentlich hatten. Ging es ihnen nur um Popularität und Geld? Oder sollte auch provoziert werden? Wie dem auch sei, allein dass sie sich Chancen ausrechnen, mit so einem Drehbuch erfolgreich zu sein, wirft ein bezeichnendes Licht auf den aktuellen Zustand der westlichen Gesellschaften. »In den USA ist »The Interview« seitdem zu einem Symbol der Meinungsfreiheit geworden« vermeldet der Deutschlandfunk heute. Ich finde, man verwechselt hier das hohe Gut der Meinungsfreiheit mit dem Recht auf Geschmacklosigkeit. Übriges ermittelte seinerzeit die Staatsanwaltschaft, als der Künstler Christoph Schlingensief im Duisburger Theater zum Mord an Jürgen Möllemann aufrief. Er habe damit die verfassungsrechtliche Grenze der Kunstfreiheit weit überschritten... .
Wie eingangs erwähnt, ein Spielfilm darüber, zu welchen nationalen und internationalen Verwicklungen ein Lustspiel über einen Diktatormord führen kann, wäre sicher möglich. Aber das ist dann garantiert keine Komödie.
Samstag, 27. Dezember 2014
Zum Kinostart von "The Interview"
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