Der Gipfelpunkt des Nachrichtentheaters letzthin war der Hype um das sogenannte »Social Freezing«. Man tut so, als wäre die Entstehung eines Menschen ein rein technisches Problem. Wenn es nicht passt, dann verschiebt man das Ganze eben einfach. Dass jede Geburt einem Wunder gleicht und es immer wieder erstaunt, dass solche komplexe Prozesse in der Regel funktionieren, spielt dabei keine Rolle und kommt in dem Disput nicht vor. Wie gleichfalls, dass die Gewinnung der Eizellen riskant für die Frauen ist und es keine Garantie gibt, dass eine solche Schwangerschaft klappt. Veranstaltet soll das Ganze werden, um die berufliche Karriere von Frauen zu befördern. Aber das ist nur ein Scheinargument, denn irgendwann muss das Kindlein ja kommen und, wenn es mit vierzig oder noch später ist, muss die bis dahin kinderlose Direktreuse oder Aufsichtsratsvorsitzende kürzer treten. Gerade dann, wenn der Gipfel des beruflichen Erfolges erreicht scheint.
Was ist denn das Problem? Wohl doch, dass Personalchefs zögern, Frauen einzustellen, da sie befürchten, sie würden sich späterhin mehr um ihre Kinder kümmern als um den Job. In dem Zusammenhang gefällt es mir außerordentlich gut, dass nun auch Männer Elternzeit nehmen dürfen. Nie vergessen werde ich den Gesichtsausdruck meines damaligen Chefs, als er erfuhr, dass ein Mitarbeiter ein halbes Jahr seinen Sohn betreuen wollte. Das scheint mir die Lösung. Dass sich im Bewusstsein der Leitenden verankert, auch Männer seien »unsichere« Kandidaten in Bezug auf Elternzeit.
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